Die Bedeutung des Singens für die Hirnentwicklung
nach Prof. Dr. Gerald Hüther,
Okt. 2018

1. Es kommt beim Singen zu einer Aktivierung emotionaler Zentren und einer gleichzeitigen positiven Bewertung der dadurch ausgelösten Gefühle. So wird das Singen mit einem lustvollen, glücklichen, befreienden emotionalen Zustand verkoppelt
 („Singen macht das Herz frei“).
2. Das gemeinsame, freie und lustvolle Singen führt zu sozialen Resonanzphänomenen. Die Erfahrung von „sozialer Resonanz“ ist eine der wichtigsten Ressourcen für die spätere Bereitschaft, gemeinsam mit anderen Menschen nach Lösungen für schwierige Probleme zu suchen. („wo man singt, das lass dich richtig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“)
3. Gemeinsames Singen aktiviert die Fähigkeit zur „Einstimmung“ auf die Anderen und schafft so eine emotional positiv besetzte Grundlage für den Erwerb sozialer Kompetenzen
(Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen, Selbstdisziplin und Verantwortungsgefühl).
4. Da das Singen am Anfang immer mit anderen und mit der dabei empfundenen positiven emotionalen Besetzung erfolgt, kommt es zu einer sehr komplexen Kopplung, die später im Leben, auch beim Singen ganz allein für sich wieder wachgerufen wird
(Singen macht froh und verbindet).
5. Beim Singen kommt es individuell zu sehr komplexen Rückkopplungen zwischen erinnerten Mustern (Melodie, Tempo, Takt) und dem zum Singen erforderlichen Aufbau sensomotorischer Muster (Wahrnehmung und Korrektur der eigenen Stimme).
Singen ist also ein ideales Training für Selbstreferenz, Selbstkontrolle, Selbststeuerung und Selbstkorrektur.
6. Zusätzliche, sich ebenfalls automatische einstellende „Nebeneffekte“ des Singens sind: 
- Erleichterung von Integrationsprozessen (Migranten, Behinderte etc.), 
- salutogenetische Wirkungen (Singen heilt Wunden)
-generationenübergreifende Wirkungen 
- Erleichterung des Spracherwerbs (Singtherapie bei  Sprachentwicklungsstörungen)
- transgenerationale Weitergabe von Kulturleistungen  (Volkslieder, Singtraditionen etc.)

Singen fördert in jeder Lebensphase die Potenzialentfaltung des Gehirns.